„Was uns verbindet“
Estha Sackl, Schauspielerin und Literatin, las den von ihr verfassten Text zum Ende der Trauerwoche.
Manchmal will ich von der Erde flüchten.
Kennt ihr das Gefühl?
Alles überfordert mich.
Manchmal komme ich zurecht, aber jetzt gerade nicht.
Also nur noch weg von hier.
Aber wohin? Wenn es hier passiert ist, kann es doch überall passieren.
Der Ort, den ich zuhause nannte, ist ganz plötzlich dunkelschwarz.
Und das alles macht mir Angst.
Ich würde am liebsten in ein Raumschiff steigen.
Klappe zu, dicke Wände, ganz allein.
Nur noch flüchten, ich bin sicher ihr kennt das Gefühl.
Alles von oben betrachten.
Losgelöst. So losgelöst, dass es mir nicht mehr weh tun kann.
Mein kleines Raumschiff würde also abheben.
anfangen zu schweben, über dem Boden,
und von da würd‘ ich sehen, ein paar Meter weiter oben schon:
Da ist ja gar nicht alles schwarz. Es ist nicht so dunkel, wie es schien
Da ist ja etwas... und dann schaue ich genauer hin:
Ein Licht, fast unsichtbar, so winzig klein,
doch: eins... zwei... drei...
ja, ein ganzes Lichtermeer erhellt die Dunkelheit.
Und zu jeder Flamme, zu jedem kleinen Licht,
gehört ein Mensch,
und jeder dieser Menschen fühlt wie ich.
Denn da ist etwas, das uns verbindet.
Da ist etwas, das uns vereint.
Es ist die Fähigkeit,
aller Widrigkeit zum Trotz,
gemeinsam hier zu sein.
Und ein Feuer zu entfachen.
um das Licht, das uns jemand nehmen wollte,
wieder anzumachen.
Das ist es, das uns verbindet.
Das ist es, das uns vereint.
Da ist Würde. Da ist Trost.
Da ist die Menschlichkeit.
Da ist ein Hoffnungsschimmer
der im Schein der Lichter flimmert
und sich spiegelt
im sanften Wellengang der Drau
und in allen Augen
die jetzt auf ihn gerichtet sind.
Auf das, was uns verbindet.
Auf dass wir Menschen sind.