Vier Klassen des Peraugymnasiums und die Universität für Angewandte Kunst in Wien haben gemeinsam mit dem LKH Villach und der Stadt an einem Demenzprojekt gearbeitet. Sensibilisierung, Generationenverständnis und Aufklärung sollen zur „demenzfreundlichen Stadt“ Villach führen.
Alzheimer und andere Formen von Demenz gehören immer häufiger zu unserem Alltagsleben, das heißt auch zum Alltag von Jugendlichen – Tendenz steigend. „Unsere Gesellschaft und auch Städte müssen sich jetzt damit auseinandersetzen, denn bis zum Jahr 2050 soll sich die Anzahl der Personen, die von Demenz betroffen sind, verdoppeln“, sagt Gesundheitsreferentin Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser. Die Stadt Villach thematisiert daher „die demenzfreundliche Stadt“ in regelmäßiger Abstimmung mit der Interdisziplinären Spezialambulanz für Demenzerkrankungen am LKH Villach. „Im ersten Schritt wollen wir altersentsprechend sensibilisieren und das Thema immer wieder aufzeigen, damit wir in weiteren Schritten Hilfestellungen entwickeln und leisten können“, sagt Sandriesser. So soll die Gestaltung des öffentlichen Raumes, Wege oder Gärten sowie die Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach diesen Gesichtspunkten abgewickelt werden. „Das Projekt des Peraugymnasiums ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und ich bin sehr dankbar, dass die Schülerinnen und Schüler so engagiert gearbeitet haben!“
Initiatorin und Projektleiterin von „Vergessen – Erinnern – warum ist die Oma so cringe?“ am Peraugymnasium ist Eva Petritsch. „Seit Jänner haben rund 100 Schülerinnen und Schüler der ,Lebensraum Schule-Klassen‘ nicht nur theoretisches Hintergrundwissen über die Erkrankung erlernt. Ein Teil war im Altersheim, einige haben gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Universität gestalterisch gearbeitet. Fächerübergreifend haben sie sich dem Thema angenommen und freilich auch ihre Familienmitglieder dafür sensibilisiert“, erklärt Petritsch.
"Künftig Erleichterung schaffen"
Die Workshops wurden von Professorinnen und Professoren des Peraugymnasiums professionell geplant und durchgeführt, das Projekt wurde auch von den Eltern und dem Elternverein mitgetragen, im Vorfeld gab es Infoabende und Vorträge, eine Lesung und vieles mehr. Der Verein AktionDemenzMoosburg stellte den Klassen ehrenamtlich einen Demenzparcours samt Betreuungspersonen zur Verfügung, wo die Kinder am eigenen Körper die möglichen Defizite des Alterns erfahren durften. „Die Schülerinnen und Schüler haben Handlungskompetenzen in Bezug auf Kommunikation und den Umgang mit erkrankten Menschen erworben und sicher Berührungsängste abgebaut“, betont Petritsch.
Die wissenschaftliche Theorie wurde den Schülerinnen und Schülern durch die Neuropsychologin und Klinische- und Gesundheitspsychologin Sandra Rabitsch sowie der Oberärztin der Abteilung für Neurologie, Barbara Castek, nähergebracht. Die Spezialambulanz für Demenzerkrankungen unter Universitätsprofessor Primarius Peter Kapeller ist mit der Stadt Villach in ständigem Austausch. „Wenn Jugendliche bemerken, dass Oma oder Opa nicht nur älter werden, sondern auch beginnen in einer anderen Wirklichkeit zu leben, können sie überfordert oder emotional reagieren. Damit umzugehen, stellt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche eine große Belastung dar. Das Wissen, das dieses Projekt hier vermittelt, bedeutet dann ein besseres Verständnis allgemein“, ist Kapeller überzeugt. Im Austausch mit der Stadt werden derzeit demenzsensible Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum erarbeitet. „Wir wollen künftig kognitive Erleichterungen schaffen, daher ist diese Aufbauarbeit so wichtig“, betonen Sandriesser und Kapeller.
Wie genau so eine gestalterische Arbeit aussehen kann, wurde durch die Universität für Angewandte Kunst vermittelt. Professorin Ruth Mateus-Berr hat mit ihrem Projekt „Demedarts“ viel Vorerfahrung mitgebracht, die Designerin und künstlerische Forscherin Pia Scharler und drei weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Projekts arbeiteten mit den Schülerinnen und Schülern des Peraugymnasiums. „Es geht uns vor allem um Empathie für die Erkrankten und wie wir das erreichen können. Da haben wir ein wirklich breites Spektrum“, sagt Scharler. Es wurden Formen abstrahiert, Objekte geschaffen, Lieder und Graphic Novels geschrieben und auch die Technik des Lavendeldrucks gemacht, um mehrere sinnliche Ebenen zu verknüpfen. „Das künstlerische erforschen um sich der Demenz positiv und nachhaltig zu öffnen, ist das Ziel“, sagt Scharler. „Demedarts“ entwickelt didaktisch Kunst- und Designstrategien und kooperiert mit nationalen und internationalen Partnern aus den Bereichen Kunst, Bildung, Therapie, Gesundheit und Pflege.