Auszug aus der Geschichte der traditionsreichen Stadt
Die ältesten menschlichen Spuren im Villacher Raum stammen aus der späten Jungsteinzeit (3500 - 1800 v. Chr.). Alle folgenden prähistorischen Epochen sind in diesem natürlichen Gunstraum mit teils sehr bedeutenden Fundstellen vertreten. Aus römischer Zeit (ab 15. v. Chr.) stammen viele Funde im ganzen Stadtgebiet. Der Name der hier vermuteten Straßenstation ist Santicum. Erst mit der Einwanderung slawischer Stämme um 600 hören die Reste der spätantiken Zivilisation auf zu bestehen.
Der "Römerweg" nahe Warmbad Villach, eine in den Fels eingetiefte antike Geleisestraße, gehört zu den wichtigsten Altstraßen, die von Italien in den Ostalpenraum führten. Er wurde schon in urgeschichtlicher Zeit begangen und behielt seine Funktion auch noch in nachrömischer Zeit. Römische Weiheinschriften aus Warmbad deuten auf die frühe Nutzung der dortigen Thermalquellen hin.
Um 740 kam Karantanien unter die Oberhoheit des Herzogtums Bayern. Im Zuge der christlichen Missionierung bestimmte Kaiser Karl der Große 811 die Drau zur Diözesangrenze zwischen Salzburg und Aquileja. 878 übergab König Karlmann den Königshof Treffen dem bayrischen Kloster Ötting. Die Villacher Brücke wird dabei urkundlich als Grenzpunkt erwähnt.
979 gab Kaiser Otto II. den Königshof Villach dem Bischof Albuin von Säben / Brixen zu Lehen. Die Befestigung mit einer Kirche lag wahrscheinlich in St. Martin. 1007 kam der Villacher Raum an das durch Kaiser Heinrich II. gegründete Bistum Bamberg, dessen Besitz Villach bis 1759 blieb. Für die Brückensiedlung wird 1060 ein umfassendes Marktprivileg erteilt, in dem König Heinrich IV. dem Bistum Immunität, Gerichts-, Zoll-, Münz- und Marktrechte überläßt. 1225 wurde durch Kaiser Friedrich II. überdies ein Jahrmarkt gestattet.
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Villach wird 1240 erstmals ausdrücklich als Stadt bezeichnet; im Spätmittelalter war es die bedeutendste im Lande. Dieser standen Stadtrichter vor, solche sind seit 1240 bekannt. Das älteste überlieferte Stadtrecht stammt von 1392. Ab 1588 gibt es neben den Stadtrichtern auch Bürgermeister, doch gewann diese Funktion sofort die größere Bedeutung. Am 25. Jänner 1348 wurde Villach durch ein schweres Erdbeben verwüstet, auch 1690 richtete ein Beben großen Schaden an. Mehrfach haben Brände die Stadt heimgesucht, so z.B. 1524, 1606, 1713, 1813.
1526 fand die Reformation in Villach Eingang, hier war das Zentrum des Protestantismus in Kärnten. Nach 1600 wurden die am Luthertum festhaltenden Bürger zur Auswanderung gezwungen, was den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt beschleunigte. Die Ansicht aus der österreichischen Topographie des Matthäus Merian von 1649 zeigt die charakteristische Lage Villachs mit dem Stadtzentrum südlich der Drau, die hier von der bereits 878 urkundlich genannten Brücke gequert wird. Von 1007 bis 1759 war die Stadt Besitz des Bistums Bamberg. Zum Zeitpunkt der Darstellung hatte Villach etwas weniger als 3000 Einwohner.
1535 hatte das Hochstift Bamberg die Unterstellung seines Besitzes unter die Landeshoheit anerkennen müssen, 1674 gingen weitere Herrschaftsrechte verloren. 1759 erwarb schließlich Kaiserin Maria Theresia durch Kauf Villach und alle anderen bambergischen Besitzungen in Kärnten für Österreich.
In napoleonischer Zeit wurde Oberkärnten von Österreich abgetrennt, 1809 - 1813 war Villach Kreisstadt innerhalb der französischen Illyrischen Provinzen.
Bei der Rückeroberung im Sommer 1813 erlitt die Stadt schweren Schaden. Um 1810 wurde die mittelalterliche Stadtbefestigung aufgelassen, die Bürgergarde als Rest der ehemaligen städtischen Wehrorganisation wurde 1852 aufgelöst.
Gesetzliche Neuordnungen von 1849, 1861 und 1864 vermehrten den Wirkungsbereich der Stadtgemeinde. 1864 erreichte die Südbahn Villach, der bald entstehende wichtige Bahnknotenpunkt begünstigte den erneuten Aufschwung der Stadt. In den Kriegsjahren 1915 - 1917 war Villach als frontnahe Stadt gegenüber Italien Sitz des Kommandos der 10. Armee. Mit 1. Jänner 1932 wurde Villach autonome Stadt mit eigenem Statut und übernahm die Aufgaben der Bezirksverwaltung.
Im II. Weltkrieg wurde die Stadt 1944/45 durch 52 Luftangriffe schwer getroffen, etwa 300 Menschen kamen dabei um, 1300 Gebäude wurden vernichtet oder schwer beschädigt.
Nachdem bereits 1905 ein Teil der Gemeinde St. Martin zu Villach gekommen war, wurden 1973 Landskron, Fellach und Maria Gail eingemeindet. Das Stadtgebiet umfasst 134,85 km².
Die Stadt hat im Jahr 2013 die 60.000-Einwohner-Marke erreicht. 2023 hat Villach bereits die 65.000-Einwohner-Marke erreicht.
Stadtwappen und Stadtsiegel
Eine Urkunde aus dem Jahr 1240 im Österreichischen Staatsarchiv enthält den frühesten Nachweis für das Siegel und Wappen von Villach. Es ist dies übrigens der älteste Siegelnachweis aller österreichischen Städte. Dieses Siegel zeigte den Adlerfuß mit dynamisch gespreizten Krallenzehen und die lateinische Umschrift Sigillum civitatis villacensis (Siegel der Stadt Villach).
Das Original aus Siegelwachs ist heute nur noch teilweise erhalten, doch gibt es davon gute alte Reproduktionen.
Hervorragend ist der früheste Siegelstempel (auch dieser ist der älteste, der sich in allen Städten Österreichs erhalten hat), ein vergoldetes „Typar“ aus der Zeit um 1270, das im Stadtmuseum verwahrt wird. Es zeigt den Adlerfuß auf einer Felsspitze etwa in jener Gestalt, wie sie auch im heute gültigen Stadtrecht für das Wappen verbindlich ist.
Eine eindeutige Herkunftsklärung oder eine alte Sage zum Wappenbild und seinen Farben gibt es nicht, doch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Krallenfuß vom Adler im Familienwappen des bambergischen Bischofs Ekbert von Andechs stammt, der ein besonders wichtiger Stadtherr Villachs gewesen ist und dem Bistum und seinem ausgedehnten Kärntner Herrschaftsbesitz von 1203 bis 1237 vorstand.
Wappenfarben und Stadtfahne
Die Villacher Wappenfarben und jene der Stadtfahne sind Gelb (oder Gold) und Schwarz. Im Stadtrecht ist dieses traditionsreiche Wappen und die Fahne seit 1965 (und in allen folgenden Neufassungen) rechtlich verbindlich festgelegt, auch die Wappenverleihung an verdienstvolle Institutionen wurde damals neu gefasst.
Die frühesten Nachweise, dass die Stadt solche vorgenommen hat, stammen übrigens von 1899, als der Kuranstalt Warmbad die Führung des Stadtwappens gestattet wurde, und vom Jahr 1900, in dem der „Brauerei Fischer“ (das ist die heutige Villacher Brauerei) die Berechtigung zur Führung des Stadtwappens erhielt.
Literatur zum Villacher Stadtwappen:
Wilhelm Neumann, Ist Villachs Stadtwappen, das älteste Österreichs, eine Adelskopie? in: Neues aus Alt-Villach, 46. Jg. 2009, S. 11 – 23.
Dieter Neumann, Siegel und Wappen der Stadt Villach, in: Neues aus Alt-Villach, 33. Jg. 1996, S. 101 – 115.
Wichtige Jahreszahlen
Jahr |
Geschehnis |
2000 v. Chr. |
Beginn einer nachweisbaren, bis in die Gegenwart kontinuierlichen Siedlungs- und Kulturtätigkeit |
Römerzeit |
Zugehörigkeit zur römischen Provinz Noricum Nachweis des Ortes namens "Santicum" und einer Zollstation namens "Bilachinium". Von dieser Zollstation dürfte sich der Name unserer Stadt ableiten. |
878 |
Erste urkundlich nachweisbare Erwähnung des Namens Villach |
1007 |
Villach kommt zum Bistum Bamberg |
1060 |
Verleihung des Marktrechtes für den Ort Villach durch König Heinrich IV an Bischof Gunter von Bamberg |
1240 |
Erstmals nachweisbare Bezeichnung als Stadt |
1298 |
Erstmalige Nennung eines Villacher Stadtrechtes |
1348 |
Erdbebenkatastrophe - Dobratschabsturz |
1392 |
Erstes überliefertes Stadtrecht |
1502 |
Paracelsus, der berühmte Arzt, kommt erstmals als Knabe mit seinem Vater, der hier bis 1534 als Stadtarzt wirkte, nach Villach |
1600 |
Villach ist Zentrum des Protestantismus - danach Vertreibung der Protestanten |
1690 |
Erdbeben (Einsturz des Stadtpfarrturms) |
1759 |
Das Bistum Bamberg verkauft die Stadt Villach an Kaiserin Maria Theresia |
1805-1813 |
Zugehörigkeit zur französischen Provinz Illyrien (Frankreich - Napoleonisches Kaiserreich) - 1813 zurückerobert (schwer beschädigt) |
1861 |
Erlassung der Reichsgemeindeordnung - erstes moderneres Gemeinderecht auch für Villach |
1864 |
Erste Bahnstrecke Graz - Marburg - Klagenfurt - Villach |
1879 |
Villach hat 6.104 Einwohner |
1906 |
Bau der Karawankenbahn |
1909 |
Bau der Tauernautobahn |
1911 |
Villach hat 19.256 Einwohner |
1932 |
1. Jänner: Inkrafttreten des ersten Stadtrechtes (Statut) - Villach wird autonome Stadt (Einwohnerzahl rund 24.000) |
1944/45 |
40 Luftangriffe: 268 Tote - 1.300 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt |
1973 |
Eingemeindung von Landskron, Fellach und Maria Gail (Anstieg der Einwohnerzahl von 33.000 auf rd. 51.000) |
1987 |
Feierliche Eröffnung der Alpen-Adria-Brücke (Westtangente) |
1988 |
Villacher Hauptplatz wird zur Fußgängerzone |
1998 |
Villach hat 57.301 Einwohner, das Flächenausmaß beträgt rund 134 km² |
1998 |
Wiederverlautbarung des Villacher Stadtrechtes (69/1998) |
2002 |
Villach hat rund 57.700 Einwohner |
2004 |
Feierliche Eröffnung der Friedensbrücke und der GAV |
2005 |
Teileröffnung Atrio Villach (Gesamteröffnung 2007) |
2012 |
Eröffnung der KärntenTherme |
2014 |
Villach hat erstmals mehr als 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner |
2018 |
Spatenstich-Feier für die neue Infineon-Chipfabrik, das neue Forschungsgebäude und das Parkhaus |
2021 |
Neue Infineon-Chipfabrik wird offiziell eröffnet |
2022 |
Erstmalig wird in Villach ein Bustaktverkehr eingeführt |
2023 |
Villach hat erstmals mehr als 65.000 Einwohnerinnen und Einwohner |