Im Sommer 2024 wurde von den Mitarbeiter:innen der Abteilung Stadtgrün im Vogelweide-Park ein neues Paradies für Wildbienen geschaffen: Das erste Villacher Sandarium
Nun, was ist ein Sandarium?
Ein Sandarium ist ein künstlich angelegter Nistbereich für erdbewohnende Insekten wie Wildbienen. Wie es der Name schon sagt, besteht ein Sandarium überwiegend aus ungewaschenem Sand. Hinzu kommt Totholz, größere und kleinere Steine sowie pollen- und nektarreiche Pflanzen. Sandarien sind optimale Brutplätze für die heimischen Wildbienen, die im Gefüge der Natur eine wichtige Rolle spielen. Drei Viertel aller Wildbienen sind Erdnister und benötigen für ihr Fortbestehen offene, sandige Bodenstrukturen. Dort graben sie Gänge, die je nach Gattung wenige Zentimeter, aber auch bis zu 1 m tief sein können. Mit einem herkömmlichen Insektenhotel können diese Wildbienen nichts anfangen. Ideale Bedingungen finden sie in einem Sandarium für Wildbienen vor. Auch andere Insekten und Eidechsen fühlen sich in der sandigen Fläche wohl.
Paradies für heimische Wildbienen
- Wildbienen als Bestäuber: Wildbienen sind ein wichtiger Teil unserer Natur. Ganz nebenbei bestäuben sie beim Sammeln von Blütenstaub Bäume, Sträucher und Kräuter und liefern uns dadurch leckeres Gemüse und Obst. Ohne die Wildbienen hätten nicht nur wir Menschen sondern auch viele Tiere zu wenig Nahrung.
- Wildbienen und Honigbienen: Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Honigbienen, stellen Wildbienen keinen Honig her. Sie stechen auch nicht, denn es gibt keine Königinnen und keine Völker, die sie verteidigen müssen. Wildbienen leben meist allein.
- Die Entwicklung der Wildbiene: Bis sich aus einem Ei eine flugfähige Biene entwickelt hat, dauert es fast ein ganzes Jahr. Nachdem die Wildbienen Eier gelegt und Blütenstaub in die Nester getragen haben, schlüpfen die Larven. Sie fressen den Blütenstaub und beginnen dann mit der Verpuppung. Nun entwickeln sie sich langsam zu ausgewachsenen Insekten. Wenn die Wildbienen ihr Nest verlassen, leben sie meist nur für wenige Wochen als fertige Bienen. So wie wir die Wildbienen kennen, sehen sie nur für eine kurze Zeit ihres Lebens aus.
Heimische Wildbienenarten
Heimische Wildbienenarten (rund 700 Arten österreichweit) sind wichtiger Teil des heimischen Ökosystems. Deren Schutz und meschliche Hilfe durch Erhaltung und Schaffung entsprechender Lebensräume, haben hohe Priorittät. Hier einige der häufigsten, heimischen Wildbienenarten:
Weitere Informationen zu Wildbienen auch unter
wildbienen.at
Pädagogischer Mehrwert
Künftig kann es auch als pädagogisches Werkzeug dienen, um die Öffentlichkeit über biologische und ökologische Prozesse in sandigen Ökosystemen zu informieren. Es kann ebenfalls dazu beitragen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Schutzes solcher Gebiete zu schärfen. Kinder der umliegenden Schulen und des Kindergartens lernen, wie diese Organismen leben und sich entwickeln.
Sie möchten die heimischen Wildbienen auch unterstützen?
Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Ihr eigenes Sandarium:
- Als Standort eignet sich ein möglichst vollsonniger Platz im Garten.
- Das Sandbeet sollte mindestens ein Maß von 40 x 40 Zentimetern (Breite X Länge) haben. Gerne auch mehr.
- Heben Sie eine Mulde von mindestens 50 Zentimetern Tiefe aus, damit die Wildbienen später ausreichend Platz für ihre Niströhren haben.
- Das Wichtigste ist der passende Sand: Greifen Sie nicht auf Spielplatz-Sand zurück. Dieser feine, gewaschene Flussand ist ungeeignet, Niströhren würden sofort einbrechen. Besorgen Sie sich am besten in einem Steinbruch ungewaschenen, groben Sand mit unterschiedlicher Körnung.
- Machen Sie eine Förmchenprobe: Füllen Sie den feuchten Sand in einen Joghurtbecher und stellen ihn zum Trocken auf den Kopf. Hält die Form im trockenen Zustand gut zusammen? Dann passt die Sandstruktur.
- Füllen Sie den Sand in die Mulde und häufen Sie einen Hügel beziehungsweise eine Schräge auf. So kann Regenwasser leicht ablaufen und das Sandarium trocknet schnell wieder ab. Wenn Ihr Boden sehr lehmig ist, können Sie am Fuß der Mulde auch eine Drainage-Schicht aus Ziegelbruch oder grobem Kies einbringen. Klopfen Sie mit einer Schaufel den Hügel fest, um das Material noch ein wenig zu verdichten.
- Jetzt bringen Sie auf dem Sandbeet oder drumherum Totholz auf: Äste, Wurzeln, alte Weinreben, Brennholz. Warum? Die Wildbienen nagen das Totholz ab. Denn sie benötigen dieses Material, um ihre Brutröhren und -höhlen zu verschließen.
Damit das Sandarium nicht als Katzenklo endet, sollten Sie nun locker Brombeer-Ranken oder Rosenschnitt drauf verteilen.
- Ist es nun damit getan? Ja, wenn Sie einen naturnahen Garten mit vielen nektar- und pollenspendenden Pflanzen haben, die von Früh- bis Spätjahr die Versorgung sichern.
- Wenn nicht, dann müssen Sie für Futterpflanzen sorgen: Geeignet sind dafür Bienen-Futterpflanzen, die Trockenheit und Hitze vertragen. Zum Beispiel mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Zitronenthymian, Oregano, Salbei, Lavendel, aber auch Glockenblumenarten, Feder-, Pfingst- oder Kartäusernelken, Johanniskraut oder die Moschusmalve. Wichtig: Kaufen Sie keine Pflanzen, die gefüllte Blüten bilden oder Blühpflanzen aus Hybrid-Züchtungen, denn sie entwickeln kaum Nektar oder Pollen!
- Bepflanzen Sie Ihr Sandarium nur spärlich. Das Ziel ist ja, den Wildbienen freie Fläche fürs Nisten anzubieten. Sie können die Futterpflanzen auch am Fuße des Sandariums einsetzen.
- Und nun viel Spaß beim Beobachten der Wildbienen!