Not- und Ersatzwasserversorgung in Krisensituationen
Katastrophenfälle, außergewöhnliche Niederschlagsereignisse, Unwetter, Hochwasser, Muren, technische Gebrechen oder Blackout Szenarien können unerwartet rasch zu Störungen, Ausfällen, aber auch zu kurzfristigen quantitativen und qualitativen Einschränkungen der zentralen Trinkwasserversorgung führen.
Gerade in so herausfordernden Zeiten ist die Aufrechterhaltung kritischer Infrastruktur, wie zum Beispiel die der Trinkwasserversorgung, von enormer Bedeutung.
Gesetzliche und normative Vorgaben verlangen entsprechende Vorkehrungen, um der Bevölkerung auch bei Unterbrechung der Wasserversorgung den unbedingt notwendigen Wasserbedarf vorübergehend durch eine anderwertige Versorgung sicherzustellen.
Neben den bereits vorhandenen Einrichtungen zur Not- und Ersatzwasserversorgung haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wasserwerkes Villach zum Ziel gesetzt, weitere innovative Produkte zu entwickeln.
Entwicklung und Umsetzung des Villacher WASSERmobils
Die Entwicklung und Umsetzung des WASSERmobils erfolgte anhand real eingetretener Krisensituationen.
Ziel war es, eine Einheit zu schaffen, die
- flexibel einsetzbar ist und
- allen technischen und hygienischen Anforderungen entspricht
Hygienische Standards wurden durch Fachexpertisen der Medizinischen Universität Wien unterstützt, die technische Auslegung und Ausstattung basiert auf den Regelwerken und facheinschlägigen Richtlinien der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).
Weitere Vorteile des WASSERmobils:
- Kombinationsmöglichkeit der Anlage mit bereits vorhandenen Einrichtungen zur Not- und Ersatzwasserversorgung
- Modulare Bauweise für eine individuelle Abstimmung der Einzelkomponenten auf erforderliche Anlagenleistung bzw. Durchflussleistung
Das WASSERmobil wurde beim Österreichischen Patentamt zur Anmeldung eingereicht.
Mit 15. Mai 2023 wurde der Stadt Villach dann das Patent für die Erfindung dieser "mobilen Trinkwasser-Versorgungsvorrichtung und Trinkwasser-Versorgungssystem" unter der Patent-Nummer 523 785 erteilt. Sieben Mitarbeiter des Wasserwerkes haben das WASSERmobil designt und sind als Erfinder im Österreichischen Patentregister eingetragen.
Das WASSERmobil
Neben den Anforderungen eines entsprechenden Versorgungsdruckes ist mit dem WASSERmobil auch die einwandfreie hygienische Beschaffenheit des Not- und Ersatzwassers gewährleistet.
- Druckgebendes Element ist eine Förderpumpe, welche optional auch über einen Bypass umgangen werden kann
- Zur Sicherstellung der erforderlichen Wasserqualität ist eine UV-Desinfektionsanlage installiert
- Alle Anlagenkomponenten befinden sich platzsparend und funktionsorientiert auf einem 2-Achs-Anhänger
- Ein orts- und witterungsunabhängiger Einsatz ist jederzeit möglich
- Durch die Automatisierung und Fernüberwachung des WASSERmobils ist im Einsatzfall auch ein ressourcenschonender Personaleinsatz gewährleistet
- Bei einem Stromausfall kann die Anlage energieunabhängig durch ein mobiles Notstromaggregat betrieben werden
Typische Einsatzmöglichkeiten
Durch die mobile Bauweise und unterschiedliche Einsatzkombinationen kann das WASSERmobil äußerst flexibel eingesetzt werden.
- Versorgung einzelner Netzbereiche bei Einschränkungen der zentralen Trinkwasserversorgung
- Geplante Arbeiten am Rohrnetz, wo eine Unterbrechung der leitungsgebundenen Trinkwasserversorgung nicht möglich ist
- Mikrobiologische Einschränkungen bei Wasserressourcen
- Unterbrechung der Wasserversorgung bei versorgungskritischen Einrichtungen wie z.B. Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen, Gewerbebetrieben, größere Wohneinheiten, Hotels, etc.
- Die Wasserzufuhr zum WASSERmobil kann über trinkwassergeeignete Tankwägen, Absetztanks, Hydranten usw. erfolgen
Mit der Entwicklung und Umsetzung des WASSERmobils ist es möglich, den Trinkwasserbedarf bei regionalen Störungen der zentralen Trinkwasserversorgung im eingeschränkten Maße aufrecht zu erhalten.
WASSERmobil: Technische Eckdaten
- 2-Achs Anhänger entsprechend Straßenverkehrsordnung
- Gesamtgewicht: 2.500 Kilogramm
- Durchsatzleistung UV-Desinfektionsanlage: 2,77 Liter pro Sekunde, 10 Kubikmeter pro Stunde, 10.000 Liter pro Sekunde
- Vorlage- bzw. Zwischenbehälter: 400 Liter
- Förderkapazität Druckerhöhungspumpe: max. 10 Kubikmeter pro Stunde bei 50 Meter Förderhöhe
- Elektrischer Anschlusswert Anhänger (für sämtliche integrierten elektrischen Komponenten): 3 Kilowatt
- Sämtliche Installationen entsprechen dem neuesten Stand der Technik
Innovationspreis der Stadt Villach für das WASSERmobil
Jedes Jahr vergibt die Stadt Villach einen Preis für außergewöhnliche Projekte, die im Haus entwickelt wurden. 2020 ging er an das innovative Team des Villacher Wasserwerkes für ihr WASSERmobil.
Die Entgegennahme dieses Preises für eine Innovation, bei der das Zusammenspiel von praktischer Notwendigkeit, Erfahrung, hohem Engagement, technischem Know-How, aber auch den Mut „Neues zu denken“ zum Erfolg führte, ist für das Team des Wasserwerkes eine besondere Ehre und Ansporn für weitere Innovationen!
Innovations- und Forschungspreis des Landes Kärnten
Das Villacher WASSERmobil gehört zu den drei besten Innovationen des Landes Kärnten.
Villach hat das Projekt als erste Stadt überhaupt für den Innovations- und Forschungspreis des Landes Kärnten eingereicht und wurde 2020 mit einem Top 3 Platz unter 38 Bewerbungen ausgezeichnet.
Bewertet wurden die einzelnen Projekte nach Neuheit, Schwierigkeit der Entwicklung, Nutzen und Marktfähigkeit in drei verschiedenen Kategorien, nämlich Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe sowie Großunternehmen. Das Villacher Wassermobil war in der Kategorie Großunternehmen nominiert und gehört zu den drei besten Innovationen des Landes. Den Sieg holte sich die Springer Maschinenfabrik aus Friesach mit einer vollautomatischen Verpackungsmaschine für Schnittholzpakete.
Video Innovations- und Forschungspreis Villacher WASSERmobil
Die Videos aller Nominierten sind unter www.kwf.at/innovationspreis-preistraeger-2020 abrufbar.
Bildergalerie: Villacher WASSERmobil