IPPC-Anlagen
"IPPC" steht für "Integrated Pollution Prevention and Control", also "Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung".
In IPPC-Anlagen werden Tätigkeiten durchgeführt, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben könnten.
Eine Liste mit Tätigkeiten, die in diese Kategorie fallen, finden Sie in Anlage 3 der Gewerbeordnung 1994 - GewO 1994.
Bei IPPC-Anlagen müssen Anträge auf Genehmigungen und neue Genehmigungsinhalte öffentlich aufgelegt werden. Die betroffene Öffentlichkeit hat dann innerhalb der angegebenen Frist Zeit, eine Stellungnahme abzugeben oder sich sonst im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten am Verfahren zu beteiligen. Die Informationen zu geplanten und durchgeführten Umweltinspektionen müssen ebenfalls veröffentlicht werden. Dies erfolgt bundesweit großteils unter www.edm.gv.at.
Aktuelle Anträge auf Genehmigung
Derzeit liegen keine Anträge vor.
Aktuelle Auflage von Genehmigungsinhalten
Derzeit liegen keine Bescheide auf.
Inhalte früherer Genehmigungen
Genehmigungsinhalte früherer Genehmigungen von IPPC-Betriebsanlagen nach den Vorgaben der Aarhus-Konvention:
Linde Electronics GmbH |
Standort: |
9500 Villach, Siemensstraße 2-4 |
Haupttätigkeit im Sinne der IE-RL: |
Anlagen zur Herstellung von anorganischen Chemikalien durch chemische oder biologische Umwandlung (Anlage 3 Punkt 4.2a GewO 1994) |
Anzuwendende BVT-Schlussfolgerung: |
- |
Grundgenehmigung: |
Bescheid des Magistrates der Stadt Villach vom 25. April 2022, Zahl: 1/A-BA-06723/2021/T:11 |
Relevante Genehmigungsinhalte: |
Für den Produktionsbedarf der Infineon Technologies Austria AG stellt die Linde Electronics GmbH am Standort unter anderem auch hochreinen Wasserstoff zur Verfügung. Neben der Anlieferung von tiefkaltem Wasserstoff wird der Wasserstoff durch Elektrolyse direkt vor Ort innerhalb der bestehenden Linde-Gastankfarm (Arealgröße ca. 2.300 m²) erzeugt. Die Vorteile der Direkterzeugung liegen insbesondere in der ganzjährig hohen Verfügbarkeit, Reduzierung der Kosten für die Verflüssigung und den Transport, der Abwärmenutzung, der dynamischen Lastanpassung an den Durchschnittsverbrauch und der möglichen Nachnutzung von Restwasserstoff aus der Reinigungsstufe für energetische Zwecke.
Parallel zur Gastankfarm entlang der südöstlichen Grenzlinie verläuft die öffentliche 110-kV-Leitung. Die Elektrolyse selbst und der Tagespufferspeicher sowie alle anderen Gasspeichertanks in der Gastankfarm liegen außerhalb des vom Leitungsbetreiber (KNG) vorgegebenen Schutzabstand.
Die Elektrolyse erfolgt nach dem sogenannten PEM-Verfahren und kann in der geplanten Ausbaugröße einen Produktstrom von 80 bis 400 Nm³/h liefern. Mit Hilfe des Pufferspeichers kann der Abgabestrom an den Kunden zwischen 0 und 450 Nm³/h variieren, das entspricht 0 bis 40,4 kg/h Wasserstoff. Dazu wird eine feste, beidseitig beschichtete Protonenaustauschmembran (PEM – proton exchange membrane) in den einzelnen Elektrolysezellen verwendet. Als Ausgangsprodukt für Wasserstoffelektrolyse dient aufbereitetes Trinkwasser/ Grundwasser. Die Aufbereitung zur Reinstwasserqualität erfolgt mittels Umkehrosmose (RO) in einen Pufferbehälter.
Ein Tagesspeicher ermöglicht die Nutzung der Energie zu jenen Zeiten, zu denen im Netz ein hoher Anteil an elektrischer Energie aus „grünen Quellen“ zur Verfügung steht.
Die Aufreinigung des Wasserstoffs von Elektrolysereinheit (5.0) für die hohen Reinheitsanforderungen von Infineon (8.0) wird mit einem kryogenen Reiniger durchgeführt, dessen Kältesystem mit tiefkaltem Inertgas (Stickstoff), der aus den Speichern der Gastankfarm am Standort über einen weiteren Flüssigstickstofftank (ca. 3 m³, dient als Druckreduzierstufe und Phasentrenner für das Kryosystem) betrieben wird. Die ausgefrorenen Fremdgase und Restfeuchte werden im isolierten, inertgasgeschütztem Reinigersystem in einem Adsorberbett zurückgehalten. Als Inertgas dient hier Stickstoff aus der Gasphase des Phasentrenners – flash gas.
Der beladene Adsorber wird zyklisch durch Desorption mit Wasserstoff 8.0 gereinigt und während dieser kurzzeitigen Phase über eine Kaltabbläser schadstofffrei in die Atmosphäre abgeblasen, zumal der enthaltene Wasserstoff und Luftbestanteile (O2, N2, Edelgase, Feuchtigkeit) nicht als Schadstoffe zu betrachten sind.
Die Prozesswärme wird durch eine Fahrweise im Wasserüberschuss von den Membranzellen abgeführt und in weiterer Folge über Wärmetauscher in das bestehende System der Infineon Technologies Austria AG geführt und als Niedrigtemperaturwärme genutzt. Dadurch ist bei der Elektrolyseanlage selbst kein eigenes Kühlsystem erforderlich. Auch das benötigte Kühlwasser für die Deoxidierung und die Gastrocknung wird von der Infineon Technologies Austria AG herangeführt.
Die Elektrolysestacks werden von einem hydraulischen System zusammengehalten.
Alle Anlagenteile zur Herstellung von Wasserstoff sind jedenfalls Teil der IPPC-Anlage sind, während die Gasreinigung nach Kundenspezifikation und Abgabe an den Kunden nicht darunterfällt.
Die IPPC-Anlage besteht aus nachfolgenden Hauptkomponenten:
- Elektrolyseur (rund 12,2 m * 2,5 m, 3 m hoch); in diesem Anlagenteil wird Wasser mit Hilfe von elektrischer Energie in sogenannten Protonenaustauschermembranen (Proton Exchange Membrane, „PEM“) in H2 und O2 gespalten, dh. in dieser Unit passiert die Erzeugung von Wasserstoff (max. Erzeugung: 400 Nm³/h; 35,9 kg/h).
- Power Supply Unit (PSU) bestehend aus Trafo und Umrichter Container (rund 10,6 m * 2,5 m, 3,6 m hoch); hier wird die elektrische Energie mit 20 kV eingespeist und die elektrische Versorgung für den Verbraucher „Elektrolyseur“ umgeformt (Gleichstrom; rund 750 V).
- GH2 Gasspeicher; Pufferspeicher (95 m³, Durchmesser rund 2,8 m, Höhe 18 m; 50 bar Auslegungsdruck; Betriebsdruck 20 bar bis 8 bar) in diesem wird gasförmiger Wasserstoff gespeichert, welcher im „Elektrolyseur“ produziert wird.
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Ausnahmen von BVT-Grenzwerten: |
nein |
Strengere Genehmigungsauflagen: |
nein |
Seveso-Anlagen
Seveso-Anlagen sind nach dem italienischen Ort, in dem 1976 ein schwerer Chemie-Unfall passierte, benannt. Das Unglück führte zu den Seveso-Richtlinien, durch die derartige Unfälle vermieden werden sollen. In Seveso-Anlagen sind bestimmte Mengen von gefährlichen Stoffen vorhanden und daher gelten für diese Betriebe besondere Sicherheits- und Überwachungsanforderungen.
Nähere Angaben zu den Stoffen und Mengen, die ausschlaggebend dafür sind, ob ein Betrieb ein Seveso-Betrieb ist, finden Sie in Anlage 5 der Gewerbeordnung 1994 - GewO 1994. Bei Seveso-Anlagen müssen Informationen über durchgeführte Inspektionen (systematische Betriebsüberprüfungen) von Seveso-Betriebsanlagen öffentlich bekannt gemacht werden (§ 84b iVm § 84k Abs. 6 GewO 1994).
Zuletzt durchgeführte Inspektionen:
2022 |
Infineon Technologies Austria AG, 9500 Villach, Siemensstraße 2-4: 18. Oktober 2022 |
2021 |
Infineon Technologies Austria AG, 9500 Villach, Siemensstraße 2-4: 4. Oktober 2021 |
2020 |
Infineon Technologies Austria AG, 9500 Villach, Siemensstraße 2-4: 10. November 2020 |
2019 |
Infineon Technologies Austria AG, 9500 Villach, Siemensstraße 2-4: 12. November 2019 |